Tipps für Betroffene von (Cyber-)Mobbing

Seit Jahren spielt sich das soziale Miteinander nicht mehr nur auf persönlicher, sondern auch auf virtueller Ebene ab. Im Zuge der Digitalisierung haben die sozialen Medien einen immer größer werdenden Einfluss, wobei sich schon junge Menschen mit damit verbundenen Problemen konfrontiert sehen. So werden auch Konflikte nicht mehr nur im direkten Kontakt, sondern auch online auf WhatsApp oder anderen Messenger-Diensten und bei Social-Media-Plattformen ausgetragen. Die Folgen für Betroffene sind gravierend: Leistungseinbrüche, Rückzug, Depression und psychosomatische Reaktionen zeigen die große Belastung.

Dabei geschieht Mobbing nicht nur in der Klasse, auf dem Schulweg oder dem Sportplatz, sondern häufig parallel im Internet, in den sozialen Medien und über das Smartphone. Reines „analoges“ gibt es in der Praxis nicht mehr. Wenn Jugendliche von Mobbing betroffen sind, kann man davon ausgehen, dass dies sowohl analog als auch digital (Cybermobbing) stattfindet. Cybermobbing macht das Mobbing noch wirksamer und für die Betroffenen noch furchtbarer. Warum ist das so?

  • Cybermobbing endet nicht nach der Schule. Online kann man rund um die Uhr verfolgt werden. Die eigenen vier Wände bieten also keinen Rückzugsraum vor Mobbing-Attacken.
  • Sobald Beiträge online sind oder versandt werden, sind sie nur schwer zu kontrollieren („das Internet vergisst nicht“).
  • Die Anonymität der Täter und Täterinnen kann Betroffenen Angst machen und sie verunsichern, weil sie nicht genau wissen, wer sie belästigt.
  • Die Verletzung von Betroffenen zeigt sich nicht unmittelbar deutlich. Die Reaktionen der Betroffenen auf eine verletzende Aussage sind für Täter und Täterinnen meist nicht sichtbar. Auf diese Weise ist Tatverantwortlichen das Ausmaß der verletzenden Worte und Bilder nicht immer bewusst.

Studien wie die des Bündnisses gegen Cybermobbing und der Techniker Krankenkasse von 2022 weisen darauf hin, dass Cybermobbing gerade im Übergang zu weiterführenden Schulen zunimmt und vermehrt im Teenager-Alter von 13 bis 15 Jahren auftritt. In Hinblick darauf sind Präventionsmaßnahmen bereits im Grundschulalter sinnvoll, aber auch eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit diesem Thema hilft dabei, Jugendliche zu sensibilisieren und frühzeitig Mobbingfälle zu erkennen. Hier findest du einige Tipps!

Sei aufmerksam

Zieht sich jemand in deiner Umgebung/in deiner Klasse zurück und meidet plötzlich soziale Kontakte? Häufen sich (körperliche) Beschwerden wie Bauchweh, Schlafstörungen etc.? Oder merkst du einfach, dass es jemandem nicht gut geht? Sprich die Person darauf an, frage in einem Zweiergespräch nach und biete Unterstützung an.

Du bist nicht alleine damit

Vielleicht schämst du dich oder traust dich nicht, mit deinen Eltern oder Lehrkräften zu sprechen. Doch es tut gut, sich jemandem anzuvertrauen. Auch wenn du glaubst, allein mit deinen Problemen fertigzuwerden, braucht es bei vielen Fällen von Mobbing Erwachsene, die sich einschalten. Wenn du dir erstmal anonym Rat holen willst, dann kannst du dich an das Beratungsteam von Jugendlichen auf www.juuuport.de oder die Nummer gegen Kummer (116111) wenden.

Dokumentiere alles

Lerne, wie du Kopien von unangemessenen Nachrichten, Bildern oder Online- Gesprächen machst. Sie helfen dir, anderen zu zeigen, was passiert ist, und Täter und Täterinnen können ermittelt werden.

Melde die Angriffe

Du kannst Beleidigungen, Hass-Posts und gemeine Bilder direkt bei den Diensten melden, in denen sie auftauchen. Facebook, WhatsApp, Instagram, YouTube und andere Netzwerke bieten Möglichkeiten, Dinge oder Personen zu melden und zu blockieren.

Informiere dich über Gesetze

Wichtig ist auch, dass du dich über die Gesetze informierst. Wenn jemand ungefragt Bilder von dir verbreitet, ist das eine Verletzung des „Rechts am eigenen Bild“. Wenn dich jemand beleidigt, dann erfüllt das den Straftatbestand der „Beleidigung“. Cybermobbing-Prozesse verbinden oft mehrere Straftatbestände wie Beleidigung, Verleumdung, Erpressung/Nötigung oder die Verbreitung von Bildern ohne Erlaubnis. Diese können strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.

Für die Klassengemeinschaft

Stellt gemeinsam Regeln zur Mediennutzung auf, zum Beispiel für den Klassenchat. Besprecht außerdem, welche Anlaufstellen es gibt und wie man sich Hilfe holen kann (Vertrauenslehrkräfte, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Beratungsstellen). Aufmerksame Klassenmitglieder können als beratende Peers eingesetzt werden, um Konflikte zu lösen oder um Betroffene zu motivieren, sich geeignete Hilfe zu suchen. Es gilt immer: Nehmt Betroffene ernst. Leitet keine Schritte ein, ohne die Betroffenen miteinzubeziehen.

Und vergiss nicht: Kein Mensch hat das Recht, dich zu verletzen und zu beleidigen!