Besondere Schul-Inneneinrichtung:

Wenn Räume neuen Unterricht ermöglichen

Von unserer Redakteur Simon Gajer

Für Frontalunterricht braucht man nicht viel: vier Wände, Tafel, Stühle und Tische. Für viele Lehrer ist das ein Graus, ihrer Ansicht nach ist diese Klassenaufteilung längst überholt.

Wohnzimmer-Atmosphäre an der Alemannschule in Wutöschingen, eine Grund- und Gemeinschaftsschule. Foto: Simon Gajer

Für viele Lehrer in der Region Heilbronn ist die Grund- und Gemeinschaftsschule in Wutöschingen an der deutsch-schweizer Grenze das Maß aller Dinge. Unterricht an der Alemannenschule findet weitestgehend ohne Klassenzimmer statt, wie sie Eltern aus der eigenen Kindheit kennen. Gemeinsames Lernen steht im Fokus, auch eigene Rückzugsräume gibt es an der Schule, die mit ihrem Konzept erfolgreich ist.

Der Neubau in Wutöschingen zeigt, was alles möglich ist. Es gibt größere Zimmer, in denen sich Schüler beispielsweise um einen Stehtisch gruppieren können. Und im Erdgeschoss sind zum Lernen kleine Separees eingerichtet, die kleinen Wohnzimmern mit Couch, Stehlampe und Tisch gleichen. Dass alle in Hausschuhen unterwegs sind, die Straßenschuhe im Eingangsbereich ausgezogen werden, hat einen guten Grund: Wer sich bewährt, darf überall lernen – auch auf dem Boden sitzend mit dem Tablet arbeiten. Das wäre nicht möglich, brächten alle den Schmutz von draußen mit rein.

Architektur bestimmt zukünftiges Lernen: Wutöschingen setzt auf selbstorganisiertes Lernen

Vor wenigen Wochen hat sich eine Heilbronner Delegation mit Schulleiterinnen, Rathaus und Vertretern der Akademie für Innovative Bildung und Management (AIM) die Schule angeschaut. Rektor Stefan Ruppaner führte durch die Gebäude, verwies auf die Erfolge bei Vergleichsanalysen für Achtklässler sowie den Abischnitt von 1,7 bei der gymnasialen Oberstufe. „Je weniger Unterricht wir geben, desto besser sind unsere Ergebnisse“, sagte Stefan Ruppaner und meinte damit einen Unterricht in klassischer Form: Lehrer vorn, Kinder und Jugendliche mit Buch im Zimmer. Der Wutöschinger Weg sieht anders aus, verzichtet wird weitestgehend auf herkömmliche Klassenzimmer. Und: „Wir haben keine Klassen, in die wir die Gleichaltrigen sperren“, sagt er. Es geht ihm dabei nicht um Gemeinschaftsschulen, ihm ist ein anderer Aspekt wichtig: „Das selbstorganisierte Lernen ist gut.“ Kinder bekommen Input, im Anschluss daran entscheiden sie je nach Status selbst, wo sie vertiefen. Lehrer sind bei Fragen da.