Back-Kunstwerke für 220.000 Follower

Zu Besuch bei der Influencerin Steffi Biedermann

Von unserer Redakteurin Stanie Sapara

Steffi Biedermann hat einen Beruf, von dem viele träumen: Influencerin. Was das wirklich bedeutet, geht weit über ein paar Videos hinaus.

Mit dem Ringlicht sorgt Steffi Biedermann dafür, dass in ihrem Video alles optimal ausgeleuchtet ist. Foto: Seidel

Die Küche im Dachgeschoss ihrer Wohnung ist klein. Zumindest gemessen daran, was Steffi Biedermann hier bewerkstelligt. „Manchmal backe ich drei Sachen parallel und nebenher kocht auf dem Herd das Abendessen“, sagt die 44-Jährige in ihrer herzlich-fröhlichen Art.

Das große Ringlicht, das ebenfalls hier steht, gehört zum Inventar. Nicht zu dem der normalen Küche, aber zu jenem einer Influencerin. Und das ist Steffi Biedermann. 220.000 Follower hat die Brackenheimerin insgesamt bei Tiktok, Facebook und Instagram.

Influencerin Steffi Biedermann produziert Back-Videos auf Instagram und Tiktok

Steffi Biedermann arbeitet im Marketing bei der Firma Decocino, vier Tage pro Woche. Den fünften Werktag sowie sehr viel Freizeit steckt sie in ihre Leidenschaft: Menschen mit leicht gelingenden Backwerken zu begeistern. Sie lebt damit ein Berufsbild aus, das längst zum Traumberuf der GenZ mutiert ist. Dahinter steht aber mehr als ein paar hochgeladene Videos. „Es ist viel Arbeit“, erzählt Steffi Biedermann, deren Videos 250.000 Aufrufe und mehr haben, Tendenz steigend.

Ihre tägliche Handy-Bildschirmzeit? Nicht selten zehn bis zwölf Stunden: Follower stellen unzählige Fragen, die beantwortet werden wollen, Fotos und Videos von Rezepten müssen ausgetüftelt, erstellt, geschnitten und gepostet werden – und das täglich zur exakt selben Uhrzeit, sonst strafen die Algorithmen der Sozialen Medien einen ab. Das bedeutet dann sinkende Zuschauer- und Follower-Zahlen und damit sinkende Werbeeinnahmen und weniger Resonanz auf ihren Backzubehör-Shop.

Zwischen Support und Hass im Netz: Diese Rückmeldungen bekommt Influencerin Steffi Biedermann auf Social Media

Steffi Biedermann ist überzeugt: Bei der rasant steigenden Zahl an Influencern, ist es wichtig, eine Nische zu finden. Ihr Markenzeichen: das Schwäbeln. Es ist gleichzeitig ein Beispiel, an dem sich zeigen lässt, wie ambivalent die Online-Welt tickt. Denn das Empfangen von Zuspruch und Hass liegen eng beieinander. „Da ist einerseits ganz viel Support“, sagt Steffi Biedermann. So schrieben ihr etwa Berliner oder Sachsen: „Mach weiter so!“

Viele Follower – die Info lässt sich über die Statistik der Social-Media-Seiten abrufen – seien in die USA ausgewanderte Schwaben, die es lieben, Steffi Biedermann sprechen zu hören und ihre oft regional angehauchten Rezepte zu testen. Gleichzeitig senkt die Anonymität des Netzes die Hemmschwelle vieler derart, dass die Brackenheimerin Sätze liest wie: „Red mal Deutsch“, „Mach den Ton bei deinen Videos aus“ oder „Pass dich uns an“. Das sind noch milde Rückmeldungen.